Lichtmess / Imbolc – Wintermitte-Das Licht ist auf dem Siegeszug

| 1. Februar 2025

Ab der Wintersonnenwende scheint die Sonne nach einigen Tagen Stillstand in den ersten Raunächten immer ein wenig länger, aber erst Anfang Februar wird es für uns so richtig spürbar.

Alte Sprüche spiegeln das deutlich wieder:

 

„Marie Lichtmess, bei Tag zur Nacht ess“

„Lichtmess – bei Tag ess und bei Nacht die Spindel  vergess“

 

Der Volksmund sagt, dass die Sonne einen „Sprung“ macht, denn ab jetzt bemerken wir selbst, dass die Tage deutlich länger werden. Früher war die Arbeit bei Kerzenlicht nun vorbei, das Abendessen konnte ohne Beleuchtung zu sich genommen werden.

Vierzig Tage nach Weihnachten war nun das endgültige Ende der Weihnachtszeit. Noch verbliebener Weihnachtsschmuck wurde jetzt entfernt.

Die Menschen schöpften neue Hoffnung auf den Frühling, die winterlichen Spinnstuben, in denen sich die Frauen jeden Abend getroffen hatten, wurden aufgelöst. Die Menschen begingen ein rauschendes Fest für das Ende der Spinnzeit. Sie tanzten auf den Feldern (Tanzen auf Mutter Erde) als wachstumsförderndes Ritual. Die Flachsernte war äußerst wichtig für die Herstellung von Kleidung.

Lichtmess war das erste Jahreskreisfest im neuen Jahr und somit ein bedeutender Fixpunkt im Kalender. Es war die Zeit des Übergleitens vom Winter in den Frühling. Die ersten Keime sprießen tief in der Erde, die ersten frischen Kräuter beginnen zu wachsen, die Säfte steigen auf. Es  ist eine besondere Zeit des Erwachens, des Keimens, des Neuanfangs.

Erste Vorbereitungen für die Feldarbeit beginnen, der Hobbygärtner sucht sich Sämereien aus und beginnt mit der Aussaat auf der warmen Fensterbank.

Lichtmess war schon immer auch ein wichtiger Orakeltag für die Landwirtschaft. Wie wird das Wetter? Wann kann man mit dem Pflügen beginnen? Wie hoch wird der Flachs wachsen?

Das erste Jahreskreisfest steht für Reinigungsrituale. Dunkelheit galt als verunreinigend, deshalb wurde der Schmutz der finsteren Zeit mit frischem Wasser weggewaschen, mit (Birken) Reisig weggefegt. Auch der Körper der Menschen erhielt mit vielen frischen Kräutern einen „Frühjahrsputz“. Die Menschen rüttelten an den Bäumen, räucherten und vertrieben das alte Jahr mit lautem Getrommel. Oftmals hatten sie dabei viele bunte Masken auf und fröhliche Verkleidungen an. So sollten  die Wintergeister endgültig vertrieben werden. Es war ein letzter Auftritt der Perchten, Dämonen und Teufel bei wilden Lärmumzügen und es gab ausgelassene Feste mit teils erotischem Inhalt, denn die Fruchtbarkeit stand im Zentrum. In der Fastnacht traf es die Frauen im besonderen Maße mit Rutenschlägen (Lebensrute) und Wassergüssen. Es gab große Feuer. Brennende Räder wurden herabgerollt (Symbole für die Sonne).

Aus diesen Ritualen entstand unser heutiges Faschingsfest. J

Aber welcher Ursprung lag dem ganzen zugrunde? Lichtmess/ Imbolc (Imbolc = „im Schoß“, „im Bauch der Mutter“) war der Göttin Brigid (auch Brigit, Birgit)der Kelten = Ostara der Germanen)als sog. „Lichtgöttin“ gewidmet, die in weißer, jungfräulicher Gestalt erschien und neues Leben ins Land brachte. Dort, wo ihre Füße die Erde berührten, begann der Frühling. Manchmal zieht sie auf einem Hirsch sitzend durchs Land, weckt die schlafenden Samen, rüttelt an den Bäumen (Säfte beginnen zu fließen!).

Bei den Christen wurde die weiße Frühlingsgöttin Brigid umbenannt in die heilige Brigitta und man feierte in Irland Imbolc. Obwohl der Tag in Deutschland weniger Bedeutung hat, gibt es auch hier viele Sagen von der weißen Frau, die im Frühling aus ihrem unterirdischen Reich an die Oberfläche kommt.

Der eigentliche Ursprung jedoch liegt im Judentum. Frauen durften nach einer Geburt 40 Tage nicht den Tempel betreten. Sie waren unrein. D.h., Maria ist 40 Tage nach der Geburt Jesu in den Tempel gegangen, um ein Reinigungsritual zu machen und zu opfern. Sie hatte Glück – wäre es ein Mädchen gewesen, dann hätte sie 80 Tage als unrein gegolten!

Zu Lichtmess wurden in den Kirchen die Kerzen und das Wachs für besondere Anlässe (Geburten, Hochzeiten, Sterbefälle, schwere Gewitter) geweiht. Es waren schutzmagische Kerzen.

Es gibt für diese Zeit viele Traditionen – die Kelten zapften Birkensaft und ließen ihn zu Birkenmet vergären, neben der  Kerzenweihe in der Kirche wurde auch der Lichtmess-Segen gesprochen und das Lichtmessfeuer von Haus zu Haus getragen. Auch Haus und Hof  wurden gereinigt (Lüften und Räuchern).

 

Hier ein altes Lichtmessrezept aus Süddeutschland:

 

Süßer Grießbrei: 500 ml Milch mit 2 EL Honig erwärmen, 60 g Grieß (Weizen oder Mais) zugeben, kurz aufkochen lassen, von der Herdplatte nehmen und eindicken lassen.

Verfeinern kann man noch mit etwas Butter, Honig, Fruchtmus. Er gilt als Nahrung für Körper, Geist und Seele und ein Teller davon wird natürlich als „Opfergabe“ für Brigid vor die Tür gestellt.

 

Die Lichtrituale mit den Talglichtern oder Holzspänen wurden in späterer Zeit durch Kerzen ersetzt. Kerzen haben einfach ein faszinierendes Licht, ihr Schein schafft einen sakralen Raum, eine entspannte Atmosphäre. Sie geben Ruhe, Kraft, spenden Trost und Schutz. Kerzenlicht gilt als glückbringend und unheilverhütend.

Wenn man am Lichtmess Abend jegliche elektrische Beleuchtung löscht und sich ein Stündchen Zeit nimmt, kann man es gut ausprobieren.

Rote Kerzen stehen dabei für Liebeszauber und erotische Begegnung, violette für Entspannung und Meditation, schwarze für Gedenken an einen Verlust, grüne für das Erbeten von Kraft und Glück, ein schwieriges Vorhaben und Heilrituale, weiße für Licht, Reinheit und Frieden (Altarkerzen), gelbe Kerzen erhellen trübe Gedanken.

Bei Sorgen soll man diese auf einem Blatt notieren und in einer gelben Kerze verbrennen, Wunschzettel dagegen verbrennt man in der Flamme einer grünen Kerze.

Ein wunderschönes Ritual ist ein Lichtschiffen (eine Kerze auf einem Holzbrett), welches man in einen Fluss oder einen Bach setzt und welches Wünsche und Sorgen mitnimmt.

 

 

Lichtmess in vergangenen Tagen

 

Lichtmess war bis 1912 noch ein offizieller Feiertag mit ganz besonderen Regelungen. Zinsen und Pachten mussten bis Lichtmess beglichen sein, Handwerksgesellen bekamen den Eintrag in ihr Wanderbuch und zogen weiter, die Bauern überprüften die Futtervorräte – zu Lichtmess musste noch die Hälfte der Vorräte in Scheune und Keller vorhanden sein!

Man durfte keinen Mist und keine Jauche fahren, das Vieh wurde sonst krank.

Ganz früher war Lichtmess der eigentliche Beginn des neuen Jahres und für die Dienstboten (Mägde und Knechte) ein ganz besonderer Tag. Es war der Zahltag für das ganze zurückliegende Jahr. Die Dienstboten bekamen ihr Dienstbüchlein als sehr wichtiges Dokument ausgehändigt (Verhalten und Leistungen waren niedergeschrieben). Danach kamen der Blasiustag und der Schlenkertag.  Die Dienstboten hatten „Urlaub“ zum Wechseln der Anstellung, Kennenlernen, Angehörige besuchen …

Also begann das Arbeitsjahr mit einigen freien Tagen …

 

Eine wichtige Pflanze in dieser Zeit war das Schneeglöckchen (Lichtmessblümlein), das schon immer die Anzeigerpflanze für die Rückkehr der Göttin war.

 

 

Bauernregeln an Lichtmess 

 

  • „Ist‘s an Lichtmess hell (mild) und rein, wird’s ein langer Winter sein, wenn es aber stürmt und schneit, ist der Frühling nicht mehr weit.“
  • „Ist‘s an Lichtmess klar und hell, kommt der Lenz wohl nicht so schnell.“
  • „Lichtmess im Klee – Ostern im Schnee.“
  • „Lichtmess trüb, ist dem Bauern lieb.“
  • „Wenn der Bär zu Lichtmess seinen Schatten sieht, so kriecht er wieder auf sechs Wochen in sein Loch.”